Fr 30. Mär 08:04:57 CEST 2012

Tobias Kurfer: Horrorjobs: Wie ich mich probehalber ausbeuten ließ

Tobias Kurfer: Horrorjobs: Wie ich mich probehalber ausbeuten ließ
  • Fischer (Tb.), Frankfurt, 2012 (1. Auflage)
  • ISBN 978-3-359-619109-3

Der Inhalt.

Der Autor, Kolumnist einer Berliner Zeitung, versucht sich an jeweils einer Schicht in einem „typischen Horrorjob“: Tellerwäscher, Museumswächter, Maskottchen von Eisern Union. Er beschreibt die Arbeit und seine Gefühle; die Chancen, die sich ergeben; das oft dürftige finanzielle Ergebnis. Die kurzen Zeiten in den jeweiligen Horrorjobs erlauben ihm jedoch keine allzu tiefen Einblicke — per constructionem und „die Form bestimmt den Inhalt“.

Aufbau der Kapitel.

In den Kapiteln mischt der Autor Erfahrung im jeweiligen Horrorjob mit Persönlichem. Die zwei Stränge sind optisch gut getrennt. Die Horrorjobs werden detailliert beschrieben, in einer Mischung aus der persönlichen Erfahrung (während der einmaligen Ausübung) und der Erzählungen der Person, die diesen Job eigentlich inne hat.

Umfang und Erwartungstreue

Wer einen neuen Wallraff erwartet, wird leider enttäuscht: Die Horrorjobs sind von streitbarer Ausbeutung. Die „Horrorjobs“ bieten in der Regel wenig Gefahrenpotential und scheinen durchaus durch Arbeitnehmerschutzgesetze gedeckt. Einzig Anerkennung und Bezahlung sind in der Regel auf spärlichem Niveau. Bei den Texten handelt es sich um aufgebohrte Kolumnen; die Beschreibung der einen Schicht im jeweiligen Job ist ausführlich und gespickt mit Anekdoten der Mitarbeiter. Inhaltlich von leichter Lektüre, das Revolutionspotential ist eher gering.

Zur Sprache.

Sprachlich überzeugt das Werk: Viele Eigenheiten der deutschen Sprache werden (i) überhaupt und (ii) korrekt benutzt, um den Leser mitzureißen. Dafür ein Dankeschön!

Posted by osti | Categories: Reading